Manja Stephan - Sopran

20.03.2020, „Joseph Haydn – Stabat Mater“, Scheeßel

„Joseph Haydn – Stabat Mater“

Auf dem Programm steht unter anderem das Stabat Mater von Joseph Haydn.

Das Stabat mater von Joseph Haydn erlangte als erste seiner Vokalkompositionen einen größeren, sogar europäischen Bekanntheitsgrad. Die Tradition des Textes geht bereits auf das 13. Jh. zurück und wird einem Verfasser aus franziskanischen Kreisen zugeschrieben. Diese gedichteten Verse sind der unter dem Kreuz Jesu trauernden Maria in den Mund gelegt und teilen sich in 20 dreizeilige Strophen auf. Jede von ihnen weist das Reimschema aab-ccb auf und ist somit besonders kunstvoll erarbeitet. Das Stabat mater drückt mit bewegenden Bildern den Schmerz Marias über ihren am Kreuz sterbenden Sohn aus. Dadurch wird den Menschen Hoffnung auf Erlösung zugesagt. Haydns Vertonung dieser Sequenz entstand 1766. Der damals 35jährige wählte das schmerzlich-süße g-Moll als Haupttonart. Chromatische Gänge, Seufzer und Synkopenbildung erzeugen hier in Verbindung mit jähen dynamischen Kontrasten eine Atmosphäre unruhigen Leidens, welche mit dem tragischen Gehalt der Dichtung gänzlich übereinstimmt. Einen wichtigen Part in Haydns Fassung nimmt die Interaktion zwischen Soli und Chor ein. Dieser Wechsel trägt maßgeblich zur ausdrucksstarken Umsetzung des Textes bei. Im Soloquartett „Virgo virginum praeclara“ etwa fällt die Führung den Einzelstimmen zu, während der Chor in kurzen Einwürfen den Text noch einmal aufnimmt. Ungeachtet der Kontrastarmut des Textes und der lyrischen Breite der Form hat Haydn hier ein Werk geschaffen, das Dramatik und innerer Mannigfaltigkeit nicht entbehrt und letztlich in strahlendem G-Dur mit einer Fuge beschließt, die vom Eingang der gläubigen Seele in das Paradies singt.

Wann: 20.03.2020, 19:30 Uhr
Wo: St.-Lucas-Kirche, Zevener Str. 6B, 27383 Scheeßel